EXPACO_310111_Fichtner-Beitrag

Reisebericht von der Expedition zum Aconcagua 2011 | Argentinien • Chile

Die Reise beginnt für die meisten Teilnehmer am Frankfurter Flughafen – oder wenn man so will auf dem heimatlichen Bahnhof. Für uns, Lutz und mich war das der Dresdner Hauptbahnhof. Nach Gepäckabgabe am Schalter der LAN war dann genügend Zeit für ein erstes Kennen lernen.

Der Flug mit Zwischenstopps in Madrid und Santiago de Chile nach Mendoza verlief reibungslos und dank eines hervorragenden Entertainmentsystems an Bord auch relativ kurzweilig. Nur war ich ein klein wenig enttäuscht, genau am 1.1.2011 um 00.00 Uhr gerade über Madrid zu sein. Denn dort ist der Einsatz von Feuerwerk zum Jahreswechsel nicht so üblich wie in Deutschland. (Der Logenplatz war gut aber das Programm ließ zu wünschen übrig.) Man kann eben nicht alles haben und außerdem erwarten uns noch viele interessante Eindrücke in den nächsten Wochen.

In Santiago steigt man aus dem Flieger aus und befindet sich mitten im Hochsommer. Man ist froh, dass die Klimaanlage im Flughafengebäude wieder funktioniert, wenn man bedenkt, dass ein Jahr zuvor einstarkes Erdbeben auch den Flughafen stark in Mitleidenschaft gezogen hat.

Ein kleinerer Flieger bringt uns zurück über die Anden nach Osten in die Weinhauptstadt Argentiniens, nach Mendoza. Jetzt am Tage hat man auch Gelegenheit, die Landschaft von oben zu betrachten. Wir bleiben für einen Tag in der Stadt und übernachten in einem komfortablen Hotel. Nach der Dusche werden wir uns in den nächsten Tagen am meisten sehnen – auch wenn ich von mir nicht behaupten kann, unter Waschzwang zu leiden! Hier in Mendoza ist unsere Gruppe dann auch (fast) komplett. Die restlichen Teilnehmer aus Buenos Aires sind auch eingetroffen. Nur Michél, unser dritter Reiseleiter sollte sich aus familiären Gründen etwas verspäten. Es ist Samstag, der 1.1. in Argentinien und wir sind froh, dass wenigstens die Gasthäuser geöffnet haben, denn der Neujahrstag ist der einzige Tag in Argentinien, an dem gar nichts geht.

Am Sonntag stand der Erwerb der Gipfelpermits auf dem Programm. Nun könnte man denken, man gibt uns Reiseleitern das Geld, setzt sich ins Kaffeehaus und wartet, dass diese Vollzug melden. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Man sollte nicht immer auf die deutsche Bürokratie schimpfen; andere Länder können das noch viel besser: das Permit muss in Bar bezahlt werden. Das bedeutet, jeder Teilnehmer muss am Geldautomaten 3000 Argentinische Pesos abheben. Größte Stückelung: 100 Pesos! Diese werden dann vom Reiseleiter an einer staatlichen Annahmestelle eingezahlt, wofür man für jeden Teilnehmer eine Quittung erhält. Das hieß in unserem Fall von einem völlig überforderten Angestellten am Sonntagvormittag 21 x 3000 Pesos zählen zulassen. Hinter uns standen noch ungefähr 20 weitere Gipfelaspiranten und diese Stelle war die einzige, die sonntags geöffnet hatte. Mit den Quittungen, die jeder Teilnehmer erhält, muss man persönlich im Visitorcenter vorstellig werden und seinen Antrag stellen. Um die Mittagszeit ist das dann aber auch geschafft und wir starten in Richtung Gebirge.

Die folgende Übernachtung im Hotel in Penitentes ist für Wochen die letzte Nacht mit einem festen Dach über dem Kopf.

Am anderen Morgen starten wir in Richtung Parkeingang. Vorher bleibt noch Gelegenheit, den Andinistenfriedhof und die Puente del Inca – eine natürliche Brücke über den Rio Mendoza zu besuchen. Leider ist diese heutzutage gesperrt, so dass man am Ende der Reise auf das Bad in den heißen Quellen verzichten muss. Nach der Registrierung der Permits starten wir in einer Höhe von ca. 2800m zum Lager Confluenzia. Langsam, schön langsam wandern wir dahin. Die Sonne brennt und nur der kalte Wind erinnert uns daran, dass wir schon über 3000m hoch sind.

Hier im Lager verbringen wir auf anraten des Lagerarztes einen Tag länger als geplant, was allen Teilnehmern sehr gut tat. Nach der Eingehtour zur Südwand gab es somit einen zusätzlichen Ruhetag zur Akklimatisation.

Der Aufstieg ins Basislager ist lang, lässt sich aber sehr gut gehen. Man hat genügend Zeit und sollte sich diese zur Akklimatisation auch nehmen. Man ist nur mit einem kleinen Tagesrucksack unterwegs, der Hauptteil des Gepäcks wurde schon mit Mulis hinauf geschickt. Sie laufen die Strecke bis ins Lager und zurück (ca. 80 km) an einem Tag!

Die folgenden Tage verbrachten wir mit aktiver (Besteigung des Cerro Bonete 5014m, Einrichten des Hochlagers am Nido de Condores) und passiver Höhenanpassung.

Da die Bedingungen in diesem Jahr nicht sehr gut waren, konnten weniger Teilnehmer als sonst den Gipfel erreichen. Oberhalb von 5000m lag sehr viel Schnee. Michel, unser inzwischen eingetroffener dritter Mann war mit seiner Gruppe am Gipfel. Für die meisten anderen endete der Versuch mehr oder weniger oberhalb 6000m. die magische Höhenmarke von 6000m wurde aber von jedem erreicht. Und bei einem fast 7000m hohen Berg muss eben alles stimmen! Einen zweiten Gipfelversuch vereitelte das Wetter; -38°C und Wind bis 80km/h sind keine idealen Bedingungen.

Nach Räumung des Hochlagers und des Abstieges nach Penitentes sehnte sich ein jeder nach einer warmen Dusche, einem gepflegten Essen und dem einen oder anderen isotonischen Sportgetränk… Nach den Anstrengungen der vergangenen Tage steig das aber schneller zu Kopf als manchem lieb war.

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Am folgenden Tag geht die Fahrt über die Anden hinüber nach Chile auf einer beeindruckenden Passstraße. Vorher demonstrierten die Chilenischen Zollbehörden ihre Auffassung von Bürokratie. Unser Bus (und auch alle anderen) wurde peinlichst genau auf etwaige eingeführte Lebensmittel untersucht. Das nahm einige Zeit in Anspruch, aber irgendwann rollten wir doch über die Grenze, Santiago entgegen.

Die pulsierende Metropole war eine willkommene Abwechslung. Untergebracht im komfortablen Hotel Galerias konnte die Stadt auf eigene Faust erkundet werden. Besonders zu empfehlen ist die Fischhalle, mit vielen Restaurants in denen fangfrischer Fisch serviert wird! Am Abend ging es dann in das Künstlerviertel, mit unendlich vielen Kneipen und Restaurants, in denen man sich verwöhnen lassen konnte.

Einige nutzten die Möglichkeit, den Pazifik zu sehen und darin auch zu schwimmen – ein herrliches Kontrastprogramm! Der Schnellbus bringt einen in zwei Stunden nach Valparaiso und kostet umgerechnet etwa 6€. Die Hafenstadt an sich ist sowieso einen Besuch wert.

Am letzten Tag der Reise stand eine Stadtrundfahrt mit Rundgang zu besonders interessanten Plätzen auf dem Programm. Unser deutsch sprechender Führer vermittelte uns einen sehr guten Überblick über die Stadt und auch über Chile und seine Geschichte.

Am Nachmittag ging es dann zum Flughafen. Eine Maschine der LAN brachte uns in bewährter Manier mit Zwischenstopp in Madrid wieder zurück ins winterliche Deutschland.

Autor: Roland Fichtner