Wandmalerei in der Cueva de las Manos in Argentinien

Geschichte Argentiniens

Die Besiedlung Argentiniens erfolgte etwa 15.000 v. Chr. von Nordamerika aus. Die im Pampa-Raum ansässigen Stämme Het und Tehuelches waren bis zum Eintreffen der Spanier nicht sesshaft und besaßen auch keine nennenswert entwickelte Technologie. Die Stämme im Nordwesten des Landes hingegen (wie die Diaguita) praktizierten Ackerbau und Viehzucht, und waren vor allem auf architektonischem Gebiet weit fortgeschritten. Im 13. und 14. Jahrhundert expandierte das Inka-Reich nach Süden und umfasste um 1450 weite Teile des Nordwestens Argentiniens, die bis in den Norden der heutigen Provinz Mendoza reichten.

Die Europäer gelangten erstmals 1502 mit der Reise Amerigo Vespuccis in die Region. Argentinien wurde schließlich im 16. Jahrhundert von den Spaniern aus zwei Richtungen kolonisiert: von Peru aus nahmen sie die nordwestlichen Teile des Landes in Besitz, während vom Atlantik aus spanische Niederlassungen am Río de la Plata gegründet wurden, worunter auch Buenos Aires fällt.

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Bildung eines Nationalstaats

Die unter dem Eindruck der Französischen Revolution und der Koalitionskriege in Europa am 25. Mai 1810 in Buenos Aires erklärte Unabhängigkeit, hatte zunächst nur lokale Wirkung, führte aber zu einem landesweiten Befreiungskrieg gegen die Spanier. Die Unabhängigkeit erlangte das Land schließlich am 9. Juli 1816 in San Miguel de Tucumán.

Zwischen 1816 und 1880 war die Entwicklung Argentiniens von Diktaturen und Bürgerkriegen geprägt. 1853 wurde zunächst, ohne die abtrünnige Provinz Buenos Aires, die heutige Argentinische Republik gegründet und eine föderalistische Verfassung verabschiedet. 1861 und 1862 schloss sich schließlich die Provinz Buenos Aires nach einer militärischen Auseinandersetzung an die Republik an. Daraufhin wurden landesweite Wahlen ausgerufen, die den ersten argentinischen Präsidenten, Bartolomé Mitre, regieren ließen.

Einwanderung und Wirtschaftsboom

Die Jahre zwischen 1880 und 1912 waren durch zahlreiche Einwanderer, vor allem aus Italien und Spanien, gekennzeichnet. Sie siedelten sich in den Städten und sogenannten „Kolonien“ in Argentinien an. Politisch gilt diese Zeit als Scheindemokratie, denn die amtierenden Regierungen hielten dem Großteil der Bevölkerung durch ein ausgeklügeltes Wahlbetrugssystem, die politischen Rechte vor; auch die Einwanderer hatten kein Stimmrecht.

1912 wurde dann unter dem Präsidenten Roque Sáenz Peña das allgemeine Wahlrecht eingeführt. In der Folge kam 1916 die aus der bürgerlichen Protestbewegung hervorgegangene Unión Cívica Radical an die Macht, die bis 1930 regierte. Danach wurde durch einen Militärputsch wieder ein konservatives System eingeführt. Vor allem die 1930er Jahre gelten als década infame, als berüchtigtes Jahrzehnt, in dem die Demokratie nur auf dem Papier existierte und Wahlbetrug an der Tagesordnung war.

Peronismus

Präsident Juan Domingo Perón

1946 wurde der Offizier Juan Domingo Perón, der wegen seiner weitreichenden Zugeständnisse an die Gewerkschaften ein Volksheld in der Arbeiterklasse war, zum Präsidenten gewählt.

Während des Zweiten Weltkrieges war Argentinien offiziell neutral; es sympathisierte zunächst mit den Achsenmächten, unterstützte gegen Kriegsende jedoch die Alliierten. Während des Krieges war Argentinien Zielland von Flüchtlingen aus Europa. Nach dem Krieg fanden auch, ebenso wie in anderen Staaten Lateinamerikas, zahlreiche Nationalsozialisten und Faschisten Unterschlupf. Unter den prominentesten nationalsozialistischen Kriegsverbrechern in Argentinien waren Adolf Eichmann, Josef Mengele sowie Walter Rauff.

Im März 2015 wurde die Entdeckung eines, etwa 1.000 km nördlich von Buenos Aires gelegenen, Gebäudes von um 1940 bekannt, das jedoch nie benutzt wurde. Indizien wie Baustil und gefundene Gegenstände sprechen dafür, dass es als Versteck für flüchtige Nationalsozialisten gedacht war. Es wird geschätzt, dass sich mindestens 180 NS-Kriegsverbrecher nach Argentinien abgesetzt haben.

Unter Perón, der mit faschistischem Gedankengut sympathisierte, verfolgte Argentinien das Ziel, durch Zugeständnisse an die Arbeiter den Kommunismus abzuwehren. In seiner ersten Regierungszeit wurde die Industrialisierung des Landes, die nach der Weltwirtschaftskrise um 1930 begonnen hatte, vertieft und eine Importsubstitutionspolitik durchgesetzt. Dies verstärkte die Industrialisierung und die aktive Sozialpolitik führte zu einem nie gekannten und bis heute nicht wieder erreichten Wohlstand für die Massen, jedoch auch zu steigender Inflation und Staatsverschuldung. In der zweiten Amtszeit Peróns bekam das zunehmend autoritär werdende Regime, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Konflikte mit der mächtigen katholischen Kirche. 1955 wurde er bei einem Putsch abgesetzt und floh ins Exil.

Juan Perón war von 1945 bis 1952 mit der berühmten Eva Perón verheiratet, deren Biografie 1996 in dem Film „Evita“ verfilmt wurde. Eva, mit bürgerlichem Namen María Eva Duarte de Perón, stammt aus armen Verhältnissen, zog mit 15 Jahren nach Buenos Aires und wurde 1946 an der Seite Juan Peróns Argentiniens First Lady. Charakteristisch war ihre Verbrüderung mit der Arbeiterschaft und ihr Engagement für die Armen des Landes, ebenso die zwiegespaltene Sympathie, die ihr aus Unterschicht und Elite entgegenschlug. Noch heute wird Eva Perón landesweit verehrt und man sagt ihr nach, dass ein Hauch von Che um sie „weht“.

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Instabilität und Diktaturen

Plaza de Mayo

Argentinien verzeichnete in der Folgezeit wirtschaftliche Höhen und Tiefen. So gab es bis 1983 eine Epoche der Instabilität, in der abwechselnd zivile und militärische Regierungen das Land führten. Die demokratisch gewählten Regierungen wurden von den Militärs vorzeitig aus dem Amt geputscht. Von 1966 bis 1973 gab es unter Onganía und seinen Nachfolgern eine längere rechtskonservative Militärdiktatur, die jedoch nach Protesten der Bevölkerung wieder aufgegeben wurde. Das Land fand daraufhin kurzzeitig zur Demokratie zurück und der nach wie vor populäre Perón durfte wieder einreisen und kam erneut an die Macht.

Die zweite Amtszeit Peróns dauerte weniger als ein Jahr von Oktober 1973 bis zu seinem Tod im Juli 1974. Sie brachte nur eine geringfügige Beruhigung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Nach seinem Tod wurde seine dritte Ehefrau, Isabel Perón, als Präsidentin eingesetzt. Sie war mit dem Amt völlig überfordert und diente lediglich als Marionette von rechten Peronisten. Zudem nahmen die wirtschaftlichen Probleme zu und die Inflation stieg steil an. Mehrere Guerillagruppen waren in diesem Kontext aktiv und es kam zu verschiedenen Entführungen, wie zu der des Produktionsleiters Heinrich Metz, der für Mercedes-Benz den Standort Argentinien betreute. Dies löste eine Fluchtwelle unter den für deutsche Unternehmen in Argentinien tätigen Immigranten aus.

1976 kam es zu einem erneuten Militärputsch und es installierte sich, unter der Führung von Jorge Rafael Videla, eine Militärdiktatur, die bis 1978 mit einem offenen Staatsterror regierte. Unter den geschätzten 30.000 Desaparecidos („Verschwundenen“) befanden sich auch zahlreiche Studenten. Deren Mütter schlossen sich zusammen, um auf dem Plaza de Mayo vor dem Regierungsgebäude in Buenos Aires ungeachtet ihrer Selbstgefährdung zu demonstrieren, um Kenntnis über den Verbleib ihrer Kinder zu erhalten.

Demokratie und Wirtschaftskrise

1983 kehrte das Land zur Demokratie zurück. Der erste Präsident dieser Epoche war Raúl Alfonsín, der jedoch 1989 infolge einer schweren Wirtschaftskrise vorzeitig zurücktrat. Daraufhin kam die Peronistische Partei mit Carlos Menem an die Macht. Die neoliberale Wirtschaftspolitik Menems und die 1:1-Bindung des Argentinischen Peso an den US-Dollar, war während seiner ersten Amtszeit äußerst erfolgreich und konnte das Land stabilisieren. Während seiner zweiten Amtszeit machten sich allerdings immer mehr die negativen Seiten dieser Wirtschaftspolitik bemerkbar.

Somit fiel zwischen 1998 und 2002 das Land erneut in eine schwere Wirtschaftskrise, in der die Wirtschaftskraft um 20 % zurückging. 1999 wurde die Regierung Menem durch eine Mitte-Links-Koalition mit dem Präsidentschaftskandidaten Fernando de la Rúa abgelöst. Er konnte aber die verfahrene wirtschaftliche Situation, die sein Vorgänger hinterließ, nicht schnell und nachhaltig verbessern. Ende 2001 trat Fernando de la Rúa, nach starken Unruhen und Plünderungen, zurück.

Cristina Fernández de Kirchner und Néstor Kirchner

In der Folge gab es mehrere Interimspräsidenten. Im Mai 2003 wurde nach einer sehr chaotisch verlaufenden Präsidentschaftswahl Néstor Kirchner zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Trotz seines niedrigen Wahlergebnisses war Kirchner in seiner Amtszeit bei der Bevölkerung sehr beliebt, weil er die Krise erfolgreich überwinden und die Gesamtsituation des Landes verbessern konnte; so bekam die Wirtschaft einen starken Wachstumsschub. 2005 wurde der Präsident als Sieger bei den Wahlen erneut gestärkt. Seine Ehefrau Cristina Fernández de Kirchner, wurde 2011 als erste weibliche Staatschefin Lateinamerikas in ihrem Amt bestätigt und regiert bis heute. Im Oktober 2015 fanden erneut die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien statt.

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